Tagebaulandschaften 3: Letzte Fundmöglichkeiten
Letzte Phase des aktiven Abbaus und offener Aufschlüsse
Nachdem ich einige Jahre andernorts unterwegs war, hatte es mich 1993 wieder nach Leipzig verschlagen und die Tagebaue standen erneut im Fokus. Allerdings war nun nur noch ein kleines Zeitfenster offen. Zuerst wurde Cospuden geschlossen und rekultiviert. Danach folgten Espenhain und etwas später Zwenkau. Profen ist noch im Betrieb, aber derzeit sind keine fossilreichen Aufschlüsse vorhanden.
Cospuden
Der Tagebau Cospuden öffnete ein interessantes Profil mit mächtigen Grauen Sanden mit autochthonen Phosphoritlagen an der Nordwestseite und der normalen Böhlener Abfolge auf der Ostseite. Hier wurden einige Profile beprobt, geschlämmt und interessante Fossilien gefunden. Leider sind diese Profile wegen der schnellen Rekultivierung nur noch kurze Zeit offen gewesen.
01: Auf der Westseite des Tagebaus Cospuden waren diese autochthonen Phosphoritlagen mit Fossilien im oberen Bereich der Grauen Sande zu finden. 2. Die autochthonen Phosphorite zeigen eine helle Rinde, auch durch Anwitterung gebleicht, um den dunklen, dichter phosphatisierten Kern.
Profen
In den 90ern waren die eingekieselten Sande ("Tertiärquarzite") der Domsener Schichten in großer Mächtigkeit aufgeschlossen. Das ist ein erhebliches Hindernis für den Bergbau und manche Bemerkungen über den Tagebau als "größter Steinbruch Europas" gingen um. In den Quarziten sind früher bei Teuchern wunderbar erhaltene, große Pfeilschwanzkrebse ("Limulus") gefunden worden. Eine Nachsuche im Profener Gebiet blieb jedoch erfolglos. Auch das Floßgrabenloch wurde randlich nochmals angeschnitten. Bei einer Exkursion konnten im frisch angeschnittenen Muschelschluff noch gute Mollusken gefunden werden und Proben aus dem "Braunen Schluff/Bänderschluff" lieferten einige Haizähne.
3: Weiße, stark eigekieselte Sande im Tagebau Profen-Süd 1993. In diesen Schichten wurde bei Teuchern der Pfeilschwanzkrebs "Limulus" decheni gefunden. 4/1 zeigt einen fossilen Limulus von Teuchern, 4/2 ein juveniles Exemplar von Limulus polyphemus, welches ich im Mai 1990 am Strande der Scientists Cliffs (Chesapeake Bay, Maryland, USA) aufgelesen habe.
Zwenkau; großartige Funde kurz vor dem Untergang
Im Tagebau Zwenkau waren noch bis vor wenigen Jahren einige fossilreiche Aufschlussbereiche offen und sind später untergegangen als in den benachbarten Tagebauen. Kurz vor der Flutung des Profils wurden noch spektakuläre gemacht: zwei Seekuhskelette, Haiwirbel im Verbund und diverse Haizähne. Inzwischen sind auch die letzten guten Aufschlüsse unter Wasser.
5. Der Tagebau Zwenkau in den frühen 90ern, kurz vor Einstellung des Betriebs. 6: Phosphoritknolle aus dem Phosphoritknollenhorizont und daneben Haizahn. 7: Während der Flutung erreichte im September 2011 der Wasserspiegel hier gerade den Profilbereich des "Braunen Schluffs" und es entstand in dem widerständigen Gestein vorübergehend ein kleines Kliff.
7-8: Bergung von Seekuhskeletten im Oktober 2006. Die Skelette wurden von Herrn und Frau Slawidis (Leipzig) gefunden und vom Team der Geologisch-Paläontologischen Sammlung der Universität Leipzig ausgegraben und konserviert.
Espenhain: letzte Grabungen im Südostteil
Mitter der 90er Jahre waren im südöstlichen Teil des Tagebaus Espenhain, im Bereich der Grunaer Halbinsel und des Dispatcherturms, letztmalig die fossilreichen Phosphorite aufgeschlossen. Grabungen erbrachten nochmal einen letzten Schub interessanter Fossilien, bevor das Profil im Zuge der Rekultivierung und Flutung im Störmthaler See unterging.
9: Grabungen der GPLS unterhalb der heutigen Grunaer Bucht.
10: Bei den Grabungen freigelegte große Phosphorite und fossiles Holz.