Geologie & Natur in Mitteldeutschland

Prof. Dr. Arnold Müller - Geologe / Paläontologe
Teufelsmauer

Tagebaulandschaften 1: Überblick und Geopfad

Tagebaulandschaften im Überblick

Zum Thema Braunkohlenbergbau im Leipziger Umland ist inzwischen viel publiziert worden und zahlreiche Webseiten beschäftigen sich damit. Weitere Ausführungen erübrigen sich hier zu diesem Thema. Hier geht es um persönliche Beziehungen zu dieser Geschichte im Zusammenhang mit den eigenen paläontologischen Arbeiten. Die sind mit dem Einstieg in die Braunkohlenerkundung im Herbst 1973 im damaligen VEB GFE verbunden.

Direkt nach Abschluss des Geologiestudiums habe ich also im September 1973 meine Tätigkeit in der Außenstelle des VEB GFE in Leipzig begonnen. Bis 1982 hatte ich dann Gelegenheit, verschiedene Tagebaue zu besuchen und Fossilien zu sammeln, damals vor allem in den Tagebauen Profen-Nord, Zwenkau und Espenhain. In diesen Jahren ist eine umfangreiche Sammlung entstanden, die den Grundstock zu ersten Publikationen bildete:

Müller, A. (1976): Beiträge zur Kenntnis der Fauna des Rupels der südlichen Leipziger Tieflandsbucht. I. Teleostierreste aus dem Phosphoritknollenhorizont.- Abh. u. Ber. naturkdl. Mus. "Mauritianum", 9 (2): 83-117.
Müller, A. (1977): Beiträge zur Kenntnis der Fauna des Rupels der südlichen Leipziger Tieflandsbucht. II. Teleostierreste aus dem Phosphoritknollenhorizont.- Abh. u. Ber. naturkdl. Mus. "Mauritianum", 9 (3): 227-250.
Müller, A. (1978): Beiträge...III. Weitere Fischreste aus verschiedenen Horizonten der Leipziger Rupelserie.- Abh. u. Ber. naturkdl. Mus. "Mauritianum", 10 (2): 115-148.

  Inzwischen sind einige Jahrzehnte vergangen und die Situation hat sich drastisch verändert. In den ersten Jahren nach der Wende liefen die Tagebaue Zwenkau, Cospuden und Espenhain aus. Grabungen zur Fossilgewinnung waren da noch möglich, doch mit Rekultivierung und Flutung verschwanden diese letzten Möglichkeiten nach und nach. Heute existieren keine fossilhaltigen Aufschlüsse mehr. Statt dessen erobert sich die Natur die Bergbaufolgelandschaft zurück. Dieser Prozess ist auch eine spannende Geschichte und zieht mich heute an die Tagebauseen im Leipziger Südraum. Ein Bildvergleich 1985 - 2018 zeigt die rapiden Veränderungen von 1994 zu 2018.

1: Nordböschung des Tagebaus Espenhain 1995 (gehört heute zum Bereich Markkleeberger See) und 2: Situation 2018 am Störmthaler See.


Die folgenden Seiten erzählen eine kleine Geschichte der persönlichen Beobachtungen und Aufsammlungen seit 1974. Seite 2 zeigt in einem Rückblick die Verhältnisse von 1974-1982, und Seite 3 die letzte Phase offener Aufschlüsse nach der Wende. Seite 4 widmet sich der heutigen Natur in der Bergbaufolgelandschaft und Seite 5 zeigt Impressionen der Pilzflora. Doch vorher sei hier noch auf den Geopfad am Markkleeberger und Störmthaler See hingewiesen.

Geopfad

Braunkohle ist ein besonderer Stoff und ihre Entstehung ist ein komplexer biologischer und geologischer Prozess. In der Leipziger Gegend haben sich mehrfach die Voraussetzungen zur Bildung großer Moore und der daraus hervorgegangenen Braunkohlen eingestellt. Die Braunkohlenflöze waren (und sind noch) Gegenstand eines intensiven Bergbaus, wobei die Tagebau mit ihren riesigen Aufschlüssen zugleich ein einmaliges geologisches Bilderbuch öffneten.  Über Jahrzehnte war die Erforschung des Tertiärs und Quartärs daher unter besten Aufschluß Bedingungen möglich. Im Zuge der Flutung der Tagebaurestlöcher im Süden von Leipzig gingen die geologischen Aufschlüsse und damit die direkten Anschauungsmöglichkeiten geologischer Zusammenhänge im steigenden Wasserspiegel bis auf wenige Reste unter.

Vor einigen Jahren wurde ein Projekt auf die Beine gestellt, welches vor allem die geologischen Aspekte des Bergbaus für ein breites Publikum visualisieren sollte. Der "Verein Erdwissenschaft im Südraum Leipzig" e.V regte die Entwicklung eines Geopfades an, die Kommunen Markkleeberg und Großpösna engagierten sich dafür und die Autoren (Prof. A. Müller, Universität Leipzig und Dr. G. Standke, LFUG Freiberg) erarbeiteten die fachlichen Inhalte, die vom Grafikbüro giDesign Leipzig in ein anspruchsvolles gestalterisches Konzept umgesetzt wurden. 16 Stelen sind entlang des Geopfads am Markkleeberger und am Störmthaler See aufgestellt worden. An zwei illustrierten geologischen Fenstern ist sogar noch ein Stück Originalprofil zu sehen.
Das Projekt gilt inzwischen als gelungenes Referenzprojekt für ähnliche Vorhaben. Eine Art geologischer Exkursionsführer soll in Zukunft die Stelen thematisch verknüpfen und weitere Hintergrundinformationen liefern.

3: Stele 15 und 4: Erläuterung zum geologischen Fenster "Bänderton"  des Geopfades Espenhain, Teilstück Störmthaler See.